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Schipkau kein sorbisch-wendisches Siedlungsgebiet

Schipkau, den 21. 02. 2017

SCHIPKAU: Die vom Rat der Sorben und Wenden angestrebte Aufnahme der Gemeinde in das Siedlungsgebiet der Minderheit kommt nicht zustande. Dies ist das Ergebnis der Prüfung des Antrages durch das zuständige Kulturministerium des Landes Brandenburg. Die Entscheidung ist inzwischen bestandskräftig. Schon zuvor hatten alle sechs Ortsbeiräte der Gemeinde das Ansinnen rundweg abgelehnt. Die Gemeindevertretung schloss sich dem an und beschloss eine ablehnende Stellungnahme, die Bürgermeister Klaus Prietzel in Potsdam vorlegte.

 

Anfang Juni vergangenen Jahres erhielt der Bürgermeister Post von der Landesregierung. Dort hatte der Rat für Angelegenheiten der Sorben und Wenden einen Antrag eingereicht, in welchem unter anderem Schipkau als angestammtes Siedlungsgebiet der Minderheit erklärt werden soll. Schipkau erhielt Gelegenheit, dazu Stellung zu nehmen.

 

„Seitens der Gemeinde akzeptieren wir den völlig legitimen Antrag des Rates natürlich“, so Prietzel, „jedoch sind wir der Meinung, dass im Gemeindegebiet keine sorbisch-wendischen Strukturen mehr existieren“. Schipkau war mit seinen heutigen Ortsteilen eine der Keimzellen des lausitzer Bergbaus, der ab 1860 tausende neue Einwohner aus ganz Deutschland und Polen anzog. „Seither existiert keine wendisch dominierte Einwohnerschaft mit eigener Sprache und Kultur mehr“, so Prietzel. Genau dies wäre jedoch laut Gesetz Voraussetzung für die Aufnahme in das Siedlungsgebiet.

 

Neben diesem Fakt kritisierten die Abgeordneten auch die stückhafte Abgrenzung der Kommunen, die zukünftig zum wendischen Gebiet zählen sollen. „Früher reichte der Siedlungsraum bis an Elbe und Saale“, so Hans-Jürgen Fichte, „heute ist schon hinter Schipkau Schluss.“ Zudem wurde bemängelt, dass sich der Rat mit seinem Anliegen zuvor nicht an die Gemeinde gewandt hatte. „Es entstand der Eindruck einer Entscheidung, die von oben herab erfolgen soll“, so Prietzel, „so erreicht man keine Akzeptanz.“

 

Slawische Stämme wanderten im Zuge der Völkerwanderung ab dem 6. Jahrhundert in die weithin unbewohnte Region zwischen Ostsee, Erzgebirge und Thüringer Wald ein. Ab dem 9. Jahrhundert unterwarfen deutsche Herrscher das Gebiet in mehreren Phasen der Ostexpansion und christianisierten es zugleich. Nach Gründung der Burg Meißen im Jahr 929 wurde die heutige Lausitz zunächst als Ostmark erschlossen. In wechselhafter Geschichte entwickelten sich die Markgrafschaften der Ober – und Niederlausitz. Die Orte der Gemeinde Schipkau gelangten bereits 1448 in den Besitz des Hauses Wettin und waren Teil des Meißner Kreises im Herzogtum Sachsen und wurden seither von dort aus verwaltet.

 

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